Öffentliche Probe im Kulturkeller am Plauer Eck in Brandenburg

Zum Kulturkeller am Plauer Eck führt direkt an der Bushaltestelle eine Treppe abwärts. Über dem Eingang steht: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben oder der Busfahrer“ – eine treffende lokale Interpretation Gorbatschows. Wir spielen unplugged, denn der Raum ist zwar gemütlich aber klein – Clubatmosphäre. Natürlich ist unplugged gelogen. Wir spielen mit weniger Strom als sonst, wäre eigentlich korrekt. Unsere leiseren Titel kommen gut zur Geltung, die Atmosphäre ist toll und wie früher so oft, gibt es zwischendurch Schmalzstullen und Bier für alle. Wir sind mit unseren Fans auf Augenhöhe.

Die Atmosphäre weckt Erinnerungen. Ein paar hundert Meter weiter stadteinwärts gibt es noch heute den „Fontane-Club“, den „Club der Intelligenz“. Im Dezember 1965 fand hier wahrscheinlich der erste öffentliche Auftritt von Team 67 (damals noch Thunderbirds) statt, beim Klassenfest der 9a aus unserer Penne, der „Erweiterten – Goethe-Oberschule“. Wir spielten unsere vier bis fünf Titel mehrmals hintereinander. Das kleine Repertoire sorgte für große Stimmung. Daß sich da überhaupt vier (damals noch) Leute hinstellten und an die Beatmusik wagten, war wichtiger als eine umfangreiche Titelsammlung oder ausgefeilte Arrangements. Getanzt wurde auf Teufel komm raus. Die Besetzung: Einer sang, zwei spielten Wanderklampfe, einer saß an der Pioniertrommel. Keine Verstärker oder Mikrofone, das kam später. Zu den Titeln gehörten „Hang on Sloopy“(McCoys), „Woolly Bully“(Sam The Sham & Pharaohs) – seinerzeit aktuelle Renner – und sogar „My Bonny is over the ocean“, den auch die Beatles gecovert hatten. Zwei Jahre später, 1967, hatte der Wind in der Kulturszene gedreht, Beates-Platten, von denen Amiga 1965 immerhin drei Singles und eine LP aufgelegt hatte, gab es nicht mehr, englische Band-Namen waren verpönt und dazu kam Walter Ulbricht mit seiner fatalen Fehleinschätzung: “Dieses ewige Yeah, yeah,yeah will unsere Jugend nicht hören“ – oder so ähnlich. Wir wollten das Yeah, yeah, yeah, hatten inzwischen selbstgebastelte Verstärker, auch zwei Mikrofone sowie unsere ersten E-Gitarren. Jetzt konnten wir laut und lange und wurden deshalb verpflichtet, zur staatlich-musikalischen Einstufung anzutreten – mit Erfolg. Nur der Name s.o. war ein Problem. Doch wir konnten der Einstufungskommission nachweisen, daß der englischen Begriff Team im Deutschen Kollektiv bedeutet. Damit waren die Thunderbirds Geschichte und Team 67 war geboren.

 

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